Die Tanne als Hoffnungsträger im Klimawandel

Die Tanne als Hoffnungsträger im Klimawandel

Dr. Georg Meister mit Vortrag zur Wald-Zukunft – Allianz zum Schutz der Tanne gefordert

von W. Hascher

Pfarrkirchen. Die Kreisgruppe des Bund Naturschutz veranstaltete mit Unterstützung durch die Waldbesitzervereinigungen Gangkofen sowie Eggenfelden-Arnstorf im bis auf den letzten Platz voll besetzten Saal des Gasthauses Schachtl einen Vortrag mit Diskussion zum Thema „Die Zukunft des Waldes im Zeichen des Klimawandels“. Referent war der Buchautor und Forstdirektor i.R. Dr. Georg Meister, der langjähriger Mitarbeiter der Bayer. Staatsforstverwaltung, Planer des Nationalparks Berchtesgaden, langjähriger Leiter des Forstamts Bad Reichenhall war und Autor zahlreicher Fachliteratur ist.

pines2In seinem Vortrag schilderte er, angereichert mit zahlreichen Lichtbildern, zunächst die Geschichte der Waldnutzung in Deutschland. „In neuer Zeit kommen hinzu die Käfer-Belastung und massiv der Klimawandel, der in vollem Gange ist“, erläuterte Dr. Meister. Und weiter: „Es wird mehr Wetterextreme geben, mehr Stürme und Starkniederschläge abwechselnd mit Trockenheit. In vielen Wäldern ist auch ein starker Humusschwund zu verzeichnen. Ein klimatoleranter Wald kann aber helfen, die schlimmsten Folgen des Klimawandels wie etwa Hochwasser, Waldbrände oder Wassermangel abzumildern. Die Wälder der Zukunft müssen drei Hauptaufgaben erfüllen: Sie sollten allen Menschen helfen, dass sich die Folgen des Klimawandels nicht allzu negativ auswirken, sie sollten einer waldtypischen Artenvielfalt dienen und sie sollten Waldbesitzern und der Holzindustrie ein befriedigendes Einkommen sichern. Dazu wird man einen angemessenen Anteil an Nadelholz benötigen. Und damit kommt“, betonte der Referent, „die heimische Tanne ins Spiel: Wenn künftig weniger stärkeres Fichtenholz auf den Markt kommt, kann Tannenholz die entstehende Lücke füllen. Die Tanne kann als wichtige Mischbaumart auch wesentlich dazu beitragen, Aufgaben des Umweltschutzes sowie einer waldtypischen Artenvielfalt zu erfüllen.“

Dr. Meister bedauerte sehr, dass Waldbesitzer, Förster, Jäger und Naturschützer in letzter Zeit oft gegeneinander arbeiteten. Er mahnte an, dass diese Gruppierungen dringend zusammenhelfen sollten, nämlich am „Weckruf zur Rettung der Tanne“. Denn damit könne die heutige Generation im Sinne einer vorausschauenden Nachhaltigkeit dafür sorgen, dass der Wald auch in 50 Jahren Mensch und Natur befriedigend dienen könne. In diesem Zusammenhang sah er auch die Reduktion des Rehbestandes als wesentlichen Faktor. Dr. Meister: „Die Jagd sollte sich in diesem Sinne als Dienstleister für die ganze Gesellschaft sehen.“

Die anschließende Diskussion ergab eine breite Zustimmung zu den Vorschlägen von Dr. Meister. Kritik gab es an einer zu starken Holzentnahme besonders in Teilen des Staatswaldes, an Bodenzerstörungen bei der Holzbringung sowie an einer nach wie vor falschen Jagdstrategie mit zu geringen Abschüssen bei Rehwild, einem viel zu hohen Wildverbiss und zu vielen Zäunen im Wald. Der Referent betonte, dass bei der Holznutzung moderne Technik verwendet werden sollte, dass es aber dringend notwendig sei, diese Technik so weiter zu entwickeln, dass der Waldboden möglichst wenig geschädigt werde. Beispiele würden auch zeigen, dass durch eine andere Jagdstrategie wieder waldverträgliche Wildbestände erreicht werden und der Wildverbiss so niedrig werde, dass auch junge Tannen in befriedigender Zahl aufwachsen können. Auch wurde geraten, dass Waldbesitzer mehr auf ihren Rechten bestehen und strenge Abschusszahlen durchsetzen sollten: „Die Waldbesitzer haben es in der Hand, dass die Wälder eine Zukunft haben.“ Der Referent mit einem Fazit: „Die nächste Generation hat nicht mehr die Entscheidung zwischen Fichte und Tanne, weil die Fichte keine Chance mehr haben wird. Unsere Generation muss das Problem jetzt lösen – zugunsten der Tanne in gesunden Mischwäldern.“

Der Bund-Naturschutz-Kreisvorsitzende Matthias Schmöller, der als Veranstalter auch die Diskussion geleitet hatte, dankte allen Besuchern sowie dem Referenten und hoffte, „dass wir in Zukunft vielfältige und gesunde Wälder als Ausdruck des gemeinsamem Konsens-Willens haben und dass der Weckruf zur Tanne im Mischwald sich weiter ausbreitet. Wir beim Bund Naturschutz sind jedenfalls mit dabei.“

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Beim Vortrag zur Zukunft des Waldes (von links): Dr. Edgar Wullinger, Vorsitzender Ökologischer Jagdverband Bezirk Niederbayern (ÖJV), Johann Lindinger, 2. Vorsitzender der Waldbesitzervereinigung Eggenfelden-Arnstorf (WBV), Jakob Merk, Geschäftsführer der Waldbesitzervereinigung Gangkofen, Referent Dr. Georg Meister, BN-Kreisvorsitzender Matthias Schmöller und sein Stellvertreter Dr. Jürgen Riedler sowie Maria Watzl, Stellvertretende Bereichsleiterin Forsten vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Pfarrkirchen. (Foto: W. Hascher)

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